Wie können Betriebsräte den digitalen Wandel gestalten?

Wie können Betriebsräte den digitalen Wandel gestalten? - Babbel für Unternehmen

Anita Gundlach ist Betriebsratsvorsitzende bei Arvato und das Sprachrohr zwischen Geschäftsführung, Betriebsratsmitgliedern und Mitarbeitenden. Ein Gespräch über Feedback, Flexibilität und das Mitwirken des Betriebsrates im digitalen Wandel.

Babbel for Business (BfB): New Work ist in aller Munde. Da ist die Rolle des Betriebsrats besonders interessant. Ergeben sich mit der „New Work-Welle“ neue Chancen oder Herausforderungen?

Anita Gundlach: Natürlich, wir müssen in vielerlei Hinsicht umdenken. Ganz groß ist derzeit das Thema Flexibilität. Aber selbst wenn ich den Mitarbeitenden gerne mehr Flexibilität in ihrer Arbeitszeit gewähren würde, sind mir alleine gesetzlich oft die Hände gebunden. Außerdem sind wir ein Dienstleistungsunternehmen, das heißt der Kunde bestimmt letztendlich, wie flexibel die Mitarbeitenden arbeiten können. Wenn die Kunden sehr modern sind, dann ist beispielsweise Homeoffice und Jobrotation kein Thema. Wenn der Kunde aber altmodisch ist, dann hält der an seinen Prozessen fest. Deshalb gestaltet es sich bei uns oft schwierig mit New Work. Wir geben aber trotzdem unser Bestes und haben beispielsweise flexible Arbeitsplätze, „Chill-Ecken“ etc.

BfB: À propos chillen: Bei Arvato gibt es zwei „Feelgood-Managerinnen“. Was hat es denn mit denen auf sich?

Anita: Die Feelgood-Managerinnen kümmern sich im besonderen Maße um Integration am Arbeitsplatz. So sind sie für internationale Kollegen zuständig und schauen, wie man ihnen den Start in Deutschland vereinfachen kann. Sie organisieren zum Beispiel Yoga, Sprachgruppen oder Workshops.

BfB: Diese Position gibt es bestimmt nicht in vielen Unternehmen. Wie sind Sie darauf gekommen?

Anita: Wir haben gemerkt, dass unsere neuen, internationalen Kollegen viele Schwierigkeiten hatten und es niemanden gab, der ihnen beim Start im neuen Land und mit neuer Arbeit geholfen hat. Gleichzeitig hat aber die Internationalität in der Belegschaft weiter zugenommen und wir haben gemerkt, dass wir uns ein Umfeld schaffen müssen, in dem Offenheit, Toleranz und gegenseitiges Verständnis herrscht. Wir mussten interkulturelles Verständnis und Kommunikation fördern. Aber es gibt immer noch Verbesserungsbedarf! Das merken wir durch Feedback, dass wir uns von den Mitarbeitenden permanent einholen und in neue Prozesse einbinden. Schließlich machen wir diese ganzen Maßnahmen ja für unsere Mitarbeiter, da sollten sie auch wirksam sein.

BfB: Das klingt nach viel Handlungsspielraum des Betriebsrates. In vielen Unternehmen wird der Betriebsrat jedoch eher als Bremse der Digitalisierung wahrgenommen. Warum ihr Betriebsrat keine Bremse?

Anita: Das ist relativ einfach: Unsere Kunden und unsere Geschäftsbereiche lassen es gar zu, nicht nach vorne zu denken. Hinzu kommt natürlich der Faktor unserer multikulturellen und jungen Belegschaft an unserem Standort. Die Mitarbeitenden bringen einfach ständig neue Ideen mit und fordern anderen Denkweisen ein. Deshalb sind für uns Themen wie Flexibilität und Digitalisierung eher Nebensachen, die wir automatisch mitdenken. Ich glaube, wir sind aus diesen Gründen auch einfach offener. Wir haben dafür aber ganz andere Herausforderungen…

BfB: …und welche neuen Herausforderungen stellen sich dem Betriebsrat im Prozess der Digitalisierung?

Anita: Wir müssen den Mitarbeitenden noch mehr zuhören und Feedback annehmen. Denn unsere Arbeit steht und fällt mit den Mitarbeitenden: Je mehr Ideen sie haben und je mehr wir ihnen zuhören, desto eher passiert etwas in punkto Digitalisierung. Aber letztlich ist es auch die aktuelle Zeit, die den dringenden Handlungsbedarf mitbringt: Wir sehen, dass wir nicht bei alten Prozessen bleiben können und in vielen Hinsichten umdenken müssen.

BfB: Was würden Sie anderen Betriebsräten in diesen zunehmend digitalen Zeiten raten?

Anita: Am wichtigsten ist mit Sicherheit das stetige Bemühen, die Arbeitnehmenden zu verstehen, aber den Arbeitgeber dabei nicht außer Acht zu lassen. Denn ohne den, hätten wir unsere Arbeitsstellen nicht. Wir müssen also gemeinsam Lösungen finden. Bei vielen anderen Betriebsräten beobachte ich, dass sie denken, der Arbeitgeber würde nur zum Nachteil für den Arbeitnehmer agieren. Es ist viel leichter, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.

Außerdem ist Zuhören eines der wichtigsten Instrumente, die der Betriebsrat nutzen sollte. Manchmal gehen die Ideen des Betriebsrats ziemlich an dem vorbei, was sich die Mitarbeitenden wirklich wünschen. Es geht darum, sich genug Feedback von den Mitarbeitenden einzuholen und dann den Mut zu haben, Wünsche umzusetzen. Die meisten Versuche und Veränderungen haben sich bei uns positiv ausgewirkt. Es gilt also, dass wir für Veränderungen offen sind. Es ist nun mal alles digitaler geworden und jetzt müssen wir einfach lernen, mit den Veränderungen umzugehen und das Positive anzunehmen.

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Redaktion

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