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Personalmanagement

Wie Sie den „War for Talents“ gewinnen und 2024 noch wettbewerbsfähiger werden

Anika Wegner
Veröffentlicht: 28 Februar 2023
Upgedatet: 18 März 2024
Collage with two business men standing on an upwards leading arrow, shaking hands as a sign of good team work and success.

Sie haben wahrscheinlich schon vom „War for Talents“ gehört. Der Begriff beschreibt die zunehmende Schwierigkeit, qualifizierte Fachkräfte einzustellen. Im „Rennen um die besten Talente“ müssen Unternehmen ihr Bestes geben, wenn Sie Mitarbeitende gewinnen und halten wollen, oder sie riskieren, die besten Talente an wettbewerbsfähigere, attraktivere Unternehmen zu verlieren.

In diesem Beitrag erfahren Sie, worum es beim War for Talents geht, was die treibenden Faktoren sind und was Sie tun können, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Inhaltsverzeichnis

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Was ist der War for Talents? Eine Definition

Beim „War for Talents“ geht es für Unternehmen darum, die besten Talente anzuziehen, einzustellen und zu halten. 

Der Begriff wurde 1997 von Steven Hankin (McKinsey & Company) geprägt und bezog sich auf den Renteneintritt einer steigenden Zahl von Babyboomern (also allen, die zwischen 1946 und 1964 geboren sind), was einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften zur Folge hatte.

Heute, mehr als zwei Jahrzehnte später, stellt der War for Talents erneut eine große Herausforderung für Unternehmen dar.

Tipp von Babbel: Wie eine gute Employer-Branding-Strategie helfen kann, Top-Talente zu gewinnen und zu halten

Was sind die treibenden Faktoren hinter dem War for Talents?

Viele verschiedene Faktoren haben aktuell einen großen Einfluss auf die Arbeitswelt. In Kombination führen sie dazu, dass in vielen Branchen der Arbeitsmarkt hart umkämpft ist.

Die Erwartungen und Prioritäten der Mitarbeitenden haben sich geändert

Viele von uns haben die COVID-19-Pandemie zum Anlass genommen, unsere persönlichen und beruflichen Prioritäten zu überdenken.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass sich die Erwartungen der Arbeitnehmenden nach der Pandemie geändert haben. Mitarbeitende von heute bevorzugen Arbeitsplätze, die ihnen die Möglichkeit bieten,

  • aus dem Homeoffice und/oder flexibel zu arbeiten,
  • sich beruflich weiterzuentwickeln,
  • auf ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu achten und
  • ihre Work-Life-Balance zu fördern.

Im Zuge dieses Prioritätenwandels hat sich auch die Vorstellung eines attraktiven Arbeitsplatzes geändert. Da sich Trends wie „die große Kündigungswelle“ und „Quiet Quitting“ zunehmend durchsetzen, müssen sich Unternehmen mehr denn je anstrengen, wenn sie Top-Talente gewinnen und halten möchten.

Kurz gesagt: Mitarbeitende wollen sich nicht länger mit Unternehmen und/oder Arbeitsplätzen abfinden, die sie unglücklich machen. Und deswegen ist der Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte gerade so hart.

Der demografische Wandel schreitet voran

Ein weiterer entscheidender Faktor im War for Talents ist der demografische Wandel, genauer gesagt die zunehmende Alterung der Bevölkerung und der Rückgang der Geburtenrate.

In vielen Teilen der Welt nimmt die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (zwischen 15 und 65 Jahren) ab. Das ist auf die Alterung der Bevölkerung, einen weltweiten Rückgang der Geburtenrate und eine geringere Zuwanderung zurückzuführen.

Die Weltbank
geht davon aus, dass die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter in den USA, Großbritannien, Frankreich und Kanada zwischen 2026 und 2036 um mehr als 3 Prozent zurückgehen wird. Gleichzeitig prognostizieren die Vereinten Nationen bis 2050 eine weltweite Geburtenrate von 2,1 Geburten pro Frau, verglichen mit 2,3 Geburten pro Frau im Jahr 2021 und 5 Geburten pro Frau im Jahr 1950.

Kurz gesagt: Die Erwerbsbevölkerung schrumpft allmählich und hinterlässt einen spürbaren Fachkräftemangel. Da weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, um den Bedarf an neuen Einstellungen zu decken, wird der Bewerbungsmarkt immer wettbewerbsintensiver.

Die Qualifikationsdefizite werden größer

Doch nicht nur der schrumpfende Pool an Fachkräften macht Unternehmen zu schaffen. Auch innerhalb dieses Talentpools gibt es immer größere Qualifikationsdefizite.

In ihrer Umfrage zur Zukunft der Arbeit 2022 berichtet die Job-Plattform Monster, dass die Zahl der Unternehmen, die aufgrund der zunehmenden Qualifikationsdefizite Schwierigkeiten haben, offene Stellen zu besetzen, im Vergleich zu 2021 um 4 Prozent gestiegen ist. Genauer gesagt, ist es bei Hard Skills besonders im Bereich IT und strategische Planung schwierig, geeignete Fachkräfte zu finden. Für Soft Skills bereiten insbesondere Kommunikation und Teamwork die größten Schwierigkeiten.

PwC
schätzt, dass sich der Fachkräftemangel und die Qualifikationsdefizite in den USA bis 2030 auf einen Gesamtverlust von 8,5 Billionen Dollar belaufen werden. Das wiederum deutet darauf hin, dass die Qualifikationsdefizite in absehbarer Zukunft weiter zunehmen werden.

Zum Teil ist das auf die fortschreitende Technologie und Automatisierung zurückzuführen, die neue Fähigkeiten erfordern, für die viele Arbeitnehmende noch nicht ausgebildet sind. Aber auch die wachsende Bedeutung von Soft Skills trägt dazu bei, da Mitarbeitende sich nach der Pandemie an neue Arbeitsweisen anpassen müssen.

Kurzum: Die moderne Arbeitswelt verändert sich in rasantem Tempo und hinterlässt ein Qualifikationsdefizit, das kurzfristig nur schwer zu beheben ist.

Fröhliche Mitarbeiter:innen unterhalten sich im Büro.

Wie Sie den War for Talents gewinnen: 5 Profi-Tipps

In Zeiten, in denen es besonders schwierig ist, qualifizierte Fachkräfte einzustellen und zu halten, müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie einen attraktiven Arbeitsplatz bieten.

Hier erfahren Sie, wie Sie als Unternehmen attraktiver und wettbewerbsfähiger werden und im War for Talents die Nase vorn haben.

1. Machen Sie die Einstellung und das Onboarding zu einem erstklassigen Erlebnis

Wenn Sie Top-Talente für sich gewinnen wollen, müssen Sie eine nahtlose Einstellung und Einarbeitung ermöglichen.

Das beginnt schon bei den Stellenanzeigen, die Sie veröffentlichen. Beim Lesen der Stellenbeschreibungen machen sich die potenziellen neuen Mitarbeitenden bereits ein Bild von Ihrem Unternehmen – achten Sie also auf die Formulierungen, die Sie verwenden, und darauf, wie Sie die Stelle verkaufen.

Eine Studie über die Formulierungen in Stellenanzeigen hat ergeben, dass auf Stellenanzeigen mit einem unterstützenden Ton dreimal so viele – und qualitativ bessere – Bewerbungen eingehen wie auf Anzeigen, die eher fordernd sind. Anstatt einfach nur die Fähigkeiten aufzulisten, die Mitarbeitende für die Stelle mitbringen müssen, sollten Sie Ihre Stellenanzeigen für beide Seiten vorteilhaft präsentieren, in dem Sie nicht nur darlegen, was Sie von den Bewerbenden erwarten, sondern auch, was sie von Ihnen erwarten können.

Das Gleiche gilt für das Vorstellungsgespräch, die Unterbreitung eines Einstellungsangebot und das Onboarding der neuen Mitarbeitenden. Sie sollten jeden Schritt im Einstellungsprozess als eine Gelegenheit betrachten, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Stellen Sie sicher, dass die Kommunikation klar und zeitnah erfolgt, dass die Vorstellungsgespräche fair und inklusiv sind (dazu gehört auch, dass die Job-Interviews vielfältiger gestaltet werden und dass standardisierte, unvoreingenommene Fragen gestellt werden) und dass alle neuen Mitarbeitenden die benötigte Unterstützung erhalten.

Natürlich sollten Sie die Bewerbungen beeindrucken, aber auch Sie sollten einen guten Eindruck hinterlassen. Stellen Sie sicher, dass Sie das im gesamten Einstellungsverfahren deutlich machen.

2. Einstellung aufgrund übertragbarer Fähigkeiten

Da die Qualifikationsdefizite zunehmen, wird es für Unternehmen immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu finden, die genau auf die jeweilige Stelle passen. Das bedeutet aber nicht, dass es niemanden für die Stelle gibt.

Ein Teil Ihrer Strategie im War for Talents sollte darin bestehen, neu zu definieren, was „Talent“ genau bedeutet. Vermeiden Sie es, sich bei der Besetzung neuer Stellen auf eine bestimmte Liste von Fähigkeiten und Erfahrungen zu fixieren. Überlegen Sie, welche anderen Fähigkeiten (insbesondere Soft Skills und übertragbare Fähigkeiten) für die ausgeschriebene Stelle nützlich sein könnten und erweitern Sie Ihre Suche entsprechend.

Auf diese Weise haben Sie nicht nur Zugang zu einem breiteren, vielfältigeren Talentpool, sondern es hilft Ihnen auch, wertvolle Soft Skills in Ihr Unternehmen zu holen. Studien haben gezeigt, dass die Verbesserung der Soft Skills am Arbeitsplatz

  • den Umsatz um bis zu 90.000 $ steigern,
  • die Produktivität um bis zu 12 Prozent erhöhen und
  • die Mitarbeiterbindung verbessern kann.

Mehr zum Thema: Wie sich Soft Skills auf wichtige Unternehmenskennzahlen auswirken

3. Stellen Sie sicher, dass Ihre Benefits wettbewerbsfähig sind

Ein weiterer wichtiger Faktor im War for Talents sind die Werte und Erwartungen der Mitarbeitenden. Wenn Sie wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen Sie unbedingt sicherstellen, dass Sie diese Erwartungen erfüllen und wettbewerbsfähige Mitarbeiter-Benefits anbieten.

Umfragen haben ergeben, dass die beliebtesten Mitarbeiter-Benefits

Zu den am wenigsten beliebten Mitarbeiter-Benefits gehören kostenloser Bürokaffee, medizinische Zusatzleistungen und leistungsbezogene Prämien.

Mitarbeitende von heute wollen mehr als nur einen finanziellen Zuschuss. Unternehmen mit Benefits, die den Anforderungen der Arbeitnehmenden von heute entsprechen, sind immer im Vorteil.

Sie sollten daher Ihre Mitarbeiter-Benefits überprüfen und sie mit den neuesten Untersuchungen zu den häufigsten Wünschen und Anforderungen von Mitarbeitenden vergleichen. Das wird Ihnen nicht nur dabei helfen, Top-Talente zu gewinnen, sondern auch, sie zu halten.

📢  Schon gehört?
In Episode 14 unseres Podcasts besprechen wir, worauf bei der Wahl der Mitarbeiter-Benefits geachtet werden sollte und wie damit die Mitarbeiterzufriedenheit gesteigert wird. Jetzt reinhören:

4. Helfen Sie Ihren Mitarbeitenden, ihr Potenzial voll auszuschöpfen

Im War for Talents geht es nicht nur darum, die besten Talente zu finden und einzustellen. Es geht auch darum, Ihre bestehenden Mitarbeitenden an Ihr Unternehmen zu binden und ihnen zu helfen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen.

Die Investition in die Personalentwicklung birgt viele Vorteile. Erstens ist es ein wichtiger Faktor für die Bindung von Mitarbeitenden – 94 Prozent der Arbeitnehmenden bleiben eher in Unternehmen, die in ihre berufliche Entwicklung investieren. Wenn Sie die Bindung Ihrer Mitarbeitenden fördern, haben Sie außerdem weniger Druck, neue Mitarbeitende einzustellen.

Zweitens können Sie durch Investitionen in die Personalentwicklung Ihre internen Fähigkeiten stärken. Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels ist das die beste Möglichkeit, die interne Mobilität zu fördern und schwer zu besetzende Stellen zu füllen.

Mehr zum Thema: 5 richtungsweisende Trends in der Personalentwicklung 2024

5. Fortlaufende Investitionen in Ihre Unternehmenskultur

Ein weiterer grundlegender Faktor im War for Talents ist die Unternehmenskultur. Wenn Ihre Unternehmenskultur schlecht (oder sogar toxisch) ist, werden die meisten Bewerbenden dies während des Einstellungsverfahrens merken. Und natürlich wirkt sich das auch stark auf die Zufriedenheit der Mitarbeitenden aus, die bereits für Sie arbeiten.

Was macht also eine gute Unternehmenskultur aus? Nach einer Umfrage der MIT Sloan Management Review ist das wichtigste Merkmal einer positiven Unternehmenskultur Respekt. Respekt wird hierbei definiert als ein Umfeld, in dem „Mitarbeitende mit Rücksicht, Höflichkeit und Würde behandelt und ihre Meinung ernst genommen wird“.

Ob Führungskräfte Unterstützung bieten und ob ihr Handeln mit den Unternehmenswerten übereinstimmt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Moralisch inkorrektes Verhalten seitens der Führungskräfte ist dagegen eine der Hauptursachen für eine negative Unternehmenskultur.

Die Grundlage einer gesunden, positiven Unternehmenskultur liegt letztlich in der psychologischen Sicherheit am Arbeitsplatz – die übrigens auch nachweislich eine der wichtigsten Voraussetzungen für leistungsstarke Teams ist.

Wenn Sie also eine attraktive Unternehmenskultur schaffen wollen, die Top-Talente anzieht und bindet, sollten Sie zunächst Maßnahmen ergreifen, um die psychologische Sicherheit am Arbeitsplatz zu fördern.

Mehr zum Thema: Die 5 wichtigsten HR-Trends 2024

Den War for Talents gewinnen: Die wichtigsten Erkenntnisse

Um den War for Talents zu gewinnen, müssen Sie als Unternehmen einen attraktiven Arbeitsplatz bieten, Maßnahmen ergreifen, um interne Qualifikationsdefizite zu beseitigen, und Ihren Mitarbeitenden – sowohl neuen als auch bestehenden – helfen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Mit den in diesem Leitfaden vorgestellten Strategien können Sie sowohl Top-Talente anziehen und einstellen als auch die Mitarbeiterbindung erhöhen. Beides sind wichtige Voraussetzungen für den Aufbau leistungsstarker Teams.

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Anika Wegner

SEO Content & Blog Manager — Sprache als Zugang zu anderen Kulturen ist ein Thema, das Anika sehr am Herzen liegt. Deshalb schreibt sie bei Babbel über Themen, wie Unternehmen von Sprachlernlösungen profitieren können.

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