In diesem Artikel erklären wir Ihnen die Bedeutung von Peer-to-Peer für Ihr Unternehmen, welche Peer-Learning-Methoden es gibt, mit welchen Kosten Sie rechnen müssen und wie Sie Peer Learning erfolgreich umsetzen können.
Die Digitalisierung der Wirtschaft hat die Anforderungen an das Lernen in Unternehmen nachhaltig verändert. Mittlerweile fordern Angestellte permanentes und lebenslanges Lernen von ihren Unternehmen.
Peer Learning kann dafür eine besonders effektive Lernmethode sein. Sie passt hervorragend zu einer offenen Unternehmenskultur, in der die Ideen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden zählen. In Unternehmen lässt sie sich mit relativ geringem Aufwand etablieren. Erfahren Sie in diesem Leitfaden alles, was Sie über Peer-to-Peer-Learning wissen müssen.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Peer-to-Peer? Definition & Bedeutung
- Wie funktioniert Peer-to-Peer? 3 Beispiele
- Welche Peer-Learning-Methoden gibt es?
- Ist Peer Learning kostenlos?
- Warum Sie Peer Learning in Ihrem Unternehmen einführen sollten
- Mit diesen 4 Schritten setzen Sie Peer Learning erfolgreich um
- Fazit: Warum Sie Peer-to-Peer-Learning anbieten sollten
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Was ist Peer-to-Peer? Definition & Bedeutung
Dieser Ansatz steht im Gegensatz zur traditionellen Lehrer-Schüler-Beziehung, bei der ein Lehrer das Wissen an Schüler vermittelt. Beim Peer Learning sind die Teilnehmenden gleichberechtigt und tauschen Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen untereinander aus. Dies kann informell in informellen Lerngruppen oder formal in strukturierten Bildungsumgebungen stattfinden.
Peer-to-Peer-Learning wurde erstmals an US-amerikanischen Schulen angewendet. Dort verfolgte es das Ziel, Jugendlichen zu ermöglichen, sich schwierige oder kontroverse Themen im Austausch mit Gleichaltrigen anzueignen. Heute spielt Peer Learning nicht nur an Schulen und Universitäten, sondern auch in vielen Unternehmen eine Rolle. Die Mitarbeitenden lernen voneinander und profitieren dabei nicht nur vom fachlichen Wissen ihrer Kolleginnen und Kollegen (ihrer Peers), sondern auch von deren Erfahrungen und der Lernsituation auf Augenhöhe.
Die Bedeutung von Peer-to-Peer für Unternehmen liegt in verschiedenen Aspekten:
- Wissensaustausch: Peer-to-Peer ermöglicht Mitarbeitenden, ihr Wissen und ihre Erfahrungen direkt mit Kolleg:innen zu teilen. Dies fördert den Wissensaustausch und trägt zur besseren Nutzung des internen Know-hows bei.
- Mitarbeiterengagement: Wenn Mitarbeitende die Möglichkeit haben, voneinander zu lernen und ihr Wissen aktiv einzubringen, steigert dies ihr Engagement und ihre Zufriedenheit im Unternehmen. Sie fühlen sich wertgeschätzt und sehen, dass ihr Beitrag geschätzt wird.
- Effizienzsteigerung: Peer Learning kann dazu beitragen, Lernprozesse effizienter zu gestalten. Mitarbeitende können gezielt diejenigen Kolleg:innen um Hilfe bitten, die über das benötigte Wissen verfügen, anstatt auf formale Schulungen oder den Zugang zu einer Lehrkraft zu warten.
- Anpassungsfähigkeit: In einer sich schnell verändernden Geschäftswelt ist das Lernen von Mitarbeitenden oft schneller und agiler als traditionelle Schulungsprogramme. Peer-to-Peer-Learning ermöglicht es Unternehmen, sich besser an neue Herausforderungen und Entwicklungen anzupassen.
- Kostenersparnis: Unternehmen können Kosten für externe Schulungen reduzieren, wenn sie auf interne Ressourcen und Peer-to-Peer-Learning setzen. Dies kann dazu beitragen, Schulungsbudgets effizienter zu nutzen.
Um Peer-to-Peer-Learning erfolgreich in einem Unternehmen zu implementieren, müssen geeignete Plattformen und Prozesse geschaffen werden, die den Wissensaustausch erleichtern (darauf gehen wir weiter unten genauer ein). Es ist auch wichtig, eine Kultur der Offenheit und Zusammenarbeit zu fördern, in der Mitarbeitende bereit sind, ihr Wissen zu teilen und voneinander zu lernen.
Auch Blended Learning hat viele Vorteile für Ihr Unternehmen. Erfahren Sie hier mehr darüber.
Wie funktioniert Peer-to-Peer? 3 Beispiele
Peer Learning kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise gestaltet werden. Die folgenden drei Beispiele verdeutlichen, wie Peer-to-Peer in Unternehmen funktionieren kann:
1. Class-Room-Trainings
Bei Class-Room-Trainings handelt es sich um Weiterbildungsformate, bei denen Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen als Lehrende tätig werden. Die Kurse befassen sich mit unterschiedlichen Themen, zu denen beispielsweise Management, Innovationen oder Rhetorik-Seminare zählen.
Ihre Inhalte beschränken sich jedoch nicht zwangsläufig auf beruflich relevantes Wissen. Vielmehr haben alle Mitarbeitenden die Möglichkeit, auch Seminare mit persönlichen Themen einzubringen. Inhaltlich sind dafür – in einem Spektrum von Kickboxen bis Elternschaft – keine Grenzen vorgesehen. Entscheidend ist, dass die Mitarbeitenden ihre Lehr- und Lerninhalte selbst auswählen, entsprechend aufbereiten und die Kurse völlig eigenständig gestalten.
Unternehmen wollen damit eine Kultur erzeugen, die es ermöglicht, Lernen direkt im Arbeitsprozess zu verankern. Die Erfahrungen mit diesem Peer-Learning-Programm sind durchweg positiv. Die Lernerfolge unterscheiden sich nicht von den Ergebnissen der Wissensvermittlung durch professionelle Lehrkräfte.
2. Lunch & Learn
Informeller geht es auf Lunch-and-Learn-Veranstaltungen zu. Die – eventuell verlängerte – Mittagspause gibt dafür den zeitlichen Rahmen vor. Die Mitarbeitenden eines Teams, einer Abteilung oder des gesamten Unternehmens treffen sich zu einem Business-Lunch. Ein spezielles Catering wird dabei sicher gerne angenommen.
Während des Mittagessens wird ein Thema präsentiert, das für die Beteiligten von Interesse ist. Eine klassische Präsentation ist hierfür nur eine mögliche Variante. Eine gute Alternative ist auch eine Gruppendiskussion. Vorgesetzte oder die Personalabteilung können Einfluss auf die Wahl der Themen nehmen. Ebenso kann die Themenwahl durch die Gruppe oder die Präsentierenden erfolgen.
Erfahren Sie in einem weiteren Artikel, wie Language Lunches beim Spracherwerb helfen und Mitarbeitende zusammenbringt.
3. Mentoring
Mentoring findet in so gut wie jedem Unternehmen auf informellem Wege statt. Jüngere oder neue Mitarbeitende lernen von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. Unternehmen können aus dieser Praxis ein Programm entwickeln, indem sie Mentoren und Mentorinnen gezielt mit Mentees zusammenbringen.
Das Lernen selbst erfolgt direkt am Arbeitsplatz oder im Rahmen von Gesprächen. Damit verbunden ist immer auch ein individuelles Coaching. Andere Mentoring-Formen sind zum Beispiel Veranstaltungen, bei denen Chefs von ihren Teammitgliedern lernen, oder Mentoring auf Gruppenbasis.
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Welche Peer-Learning-Methoden gibt es?
Peer Learning umfasst verschiedene Methoden und Ansätze, die auf die Zusammenarbeit von Peers zur gegenseitigen Wissensvermittlung und zum Lernen abzielen. Hier sind einige gängige Peer-Learning-Methoden:
- Peer Teaching: Bei dieser Methode lehrt ein Peer (Lernende) einen anderen Peer ein bestimmtes Thema oder Konzept. Dies erfordert, dass der Lehrende das Thema gut versteht und in der Lage ist, es dem anderen verständlich zu vermitteln.
- Gruppenarbeit: In Gruppenarbeit arbeiten Peers zusammen, um gemeinsam Aufgaben zu lösen oder Projekte zu bearbeiten. Dies fördert den Austausch von Ideen, das Lernen durch Diskussion und die Zusammenarbeit.
- Lerngruppen: Lerngruppen sind informelle Gruppen von Peers, die sich regelmäßig treffen, um gemeinsam zu studieren oder sich auf Prüfungen vorzubereiten. Jeder kann seine Stärken und sein Wissen in bestimmten Bereichen einbringen.
- Peer Review: Diese Methode wird häufig in schriftlichen Arbeiten und Projekten verwendet. Die Peers überprüfen und bewerten die Arbeit anderer Peers und geben konstruktives Feedback, um Verbesserungen vorzuschlagen.
- Online-Diskussionsforen: In virtuellen Lernumgebungen können Peers in Online-Diskussionsforen und Gruppenchats Fragen stellen, Ideen teilen und gemeinsam Probleme lösen.
- Problem-Based Learning (PBL): PBL ist eine pädagogische Methode, bei der Peers gemeinsam an realen Problemen arbeiten und Lösungen entwickeln. Sie werden dazu ermutigt, Forschung zu betreiben und ihr Wissen auf die praktische Anwendung anzuwenden.
- Peer Mentoring: In Peer-Mentoring-Programmen fungieren erfahrene Mitarbeitende als Mentoren für jüngere oder weniger erfahrene Kolleg:innen. Sie bieten Unterstützung, Ratschläge und Orientierung.
- Simulationsübungen: In Simulationen können Peers realitätsnahe Szenarien durchspielen und praktische Fähigkeiten entwickeln. Dies ist besonders in beruflichen Schulungen und Gesundheitswissenschaften weit verbreitet.
- Lernpartnerschaften: Zwei Lernende bilden eine Partnerschaft, um sich gegenseitig beim Lernen zu unterstützen. Sie können Materialien gemeinsam durchgehen, Quiz-Fragen stellen und sich gegenseitig motivieren.
- Peer-Assisted Learning (PAL): PAL ist eine strukturierte Methode, bei der erfahrene Peers als Lehrkraft für ihre Mitarbeitenden fungieren. Dies kann in schulischen Umgebungen besonders hilfreich sein.
Die Auswahl der geeigneten Peer-Learning-Methode hängt von den Lernzielen, dem Alter der Lernenden, dem Thema und anderen Faktoren ab. Peer Learning kann eine effektive Möglichkeit sein, das Verständnis und die Zusammenarbeit zu fördern und Lernende aktiv in den Lernprozess einzubeziehen.
Ist Peer Learning kostenlos?
Peer Learning ist im Allgemeinen eine kostengünstige oder sogar kostenlose Methode des Lernens, da sie auf gegenseitigem Wissensaustausch zwischen Mitarbeitenden basiert. Es beinhaltet typischerweise keine formalen Lehrkräfte oder Lehrmaterialien, die von Bildungsinstitutionen bereitgestellt werden.
Die Kosten für Peer Learning können jedoch variieren, abhängig von verschiedenen Faktoren:
- Zugang zu Ressourcen: Die Verfügbarkeit von Büchern, Materialien oder anderen Ressourcen, die für das Peer Learning benötigt werden, kann Kosten verursachen, wenn diese Ressourcen gekauft oder gemietet werden müssen.
- Technologie: In der heutigen digitalen Welt kann Peer Learning auch Online-Tools und Technologien nutzen, die kostenpflichtig sein können. Dies kann beispielsweise den Zugriff auf Online-Lernplattformen oder Softwareanwendungen umfassen.
- Raum und Infrastruktur: Wenn Gruppen von Peers sich an einem physischen Ort außerhalb des Büros treffen, können Kosten für die Nutzung des Raums und die Bereitstellung von Infrastruktur wie Internetverbindung und Computern anfallen.
- Expertenwissen: In einigen Fällen kann Peer Learning die Einbeziehung von Expert:innen oder Fachleuten erfordern, die möglicherweise für ihre Dienstleistungen oder Schulungen bezahlt werden müssen.
- Organisierte Programme: In einigen Fällen werden formelle Peer-Learning-Programme von Bildungseinrichtungen oder Organisationen organisiert, die möglicherweise Gebühren für die Teilnahme erheben.
Im Allgemeinen ist Peer Learning eine effektive Möglichkeit sein, Fähigkeiten und Wissen zu erwerben, ohne die hohen Kosten von traditionellen Bildungseinrichtungen oder Kursen zu tragen.
Warum Sie Peer Learning in Ihrem Unternehmen einführen sollten
Für die Einführung von Peer Learning im Unternehmen sprechen viele Gründe:
- Peer Learning entspricht unserem natürlichen Weg zu lernen und uns Wissen anzueignen.
- Es ermöglicht den Zugang zum Wissen und den Expertisen aller Mitglieder der Organisation. Hierdurch ist es ein sehr effizientes Mittel der Personalentwicklung und des Wissenstransfers im Unternehmen.
- Es fördert soziale Kompetenz sowie wichtige Management- und Leadership-Fähigkeiten.
- Es ist kosteneffizient und daher für jedes Unternehmen umsetzbar.
Die Mitarbeitenden fordern heutzutage von ihren Unternehmen, dass sie sich kontinuierlich weiterbilden können. Peer Learning bietet eine sehr kostengünstige Möglichkeit, ein kontinuierliches Bildungsprogramm zu etablieren. Damit wird es den Herausforderungen unserer Zeit gerecht.
Mit diesen 4 Schritten setzen Sie Peer Learning erfolgreich um
Peer-to-Peer bezeichnet im Unternehmen das Lernen auf Augenhöhe, die Mitarbeitenden eines Unternehmens lernen also voneinander. Peer Learning ermöglicht damit kontinuierliche und kostengünstige Weiterbildung für das ganze Team.
Um diese Schulungsmaßnahme im Unternehmen zu etablieren, sind allerdings Vorbereitung und Unterstützung nötig. Wichtig sind vor allem die folgenden Schritte:
- Einen Moderator ernennen:
Mit Peer Learning ist es wie mit anderen Projekten auch: Wenn sich niemand dafür verantwortlich fühlt, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit im Sand verlaufen. Wichtig sind daher Moderierende, die für die Peer-Learning-Aktivitäten im Unternehmen als Facilitator tätig werden und im Unternehmen dafür feste Ansprechpartner sind. - Eine sichere Lernumgebung schaffen:
Peer Learning funktioniert am besten, wenn es nicht durch Vorgesetzte begleitet und gesteuert wird, sondern tatsächlich zwischen Peers erfolgt. Im Rahmen der Lernveranstaltungen können dann auch Probleme angesprochen werden, die Mitarbeitende vielleicht nur zögerlich mit ihren Team Leads besprechen würden. - Förderung von Networking:
Um erfolgreich Peer-to-Peer zu praktizieren, müssen die Mitarbeitenden sich erst einmal kennenlernen und in Verbindung miteinander treten. Unternehmen müssen hierfür – und damit für aktives Networking innerhalb der Firma – einen Rahmen schaffen. Dafür bietet sich beispielsweise eine Kick-Off-Veranstaltung an, bei der das Programm erklärt und besprochen wird, aber auch Veröffentlichungen im Intranet der Firma oder einem – natürlich geschützten – digitalen Medium. - Unterschiedliche Methoden prüfen und variieren:
Kollaboratives Lernen ist mit unterschiedlichen Methoden umsetzbar. Hierzu gehören klassische Kurse und Seminare, informelle Veranstaltungen, Training on the Job, Mentoring und Coaching oder auch ein erweitertes Selbststudium, dessen Ergebnisse in einer Gruppendiskussion besprochen werden. Optimal ist ein Methodenmix, der den Wünschen und Interessen der Mitarbeitenden weit entgegenkommt. Natürlich müssen Unternehmen dafür auch die entsprechenden Ressourcen schaffen.
Fazit: Warum Sie Peer-to-Peer-Learning anbieten sollten
Zum Abschluss nennen wir drei zusammenfassende Gründe, warum Sie Peer Learning in Ihrem Unternehmen praktizieren sollten:
- Es ist eine kosteneffiziente Methode, Wissen und Skills Ihrer Mitarbeitenden zu fördern. Die Kosten für Trainings und Seminare mit externen Expert:innen werden beträchtlich reduziert.
- Es erfordert wenig Aufwand und eignet sich daher für jedes Unternehmen.
- Es fördert eine interaktive und kollaborative Unternehmenskultur und passt somit perfekt zu zeitgemäßen Unternehmen.
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